Perspektivenwechsel in Tansania

Ein Erfahrungsbericht von Ole über seinen weltwärts- Freiwilligendienst bei ECOWICE in Tansania.

Mindestens genauso bunt wie die Flagge Tansanias ist das Leben und die Geschichte hier im größten ostafrikanischen Land und es ist das Land, wo ich meinen Freiwilligendienst erleben durfte.  Alle Aspekte der Flagge, blau für das Meer, grün für die Natur, schwarz für die Menschen und gelb für die Bodenschätze, habe ich im Laufe des Jahres zu kennen- und schätzen gelernt. 

Tansania ist ein Land voller regionaler Unterschiede, die ich während meiner Arbeit erfahren durfte. Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist deutlich größer als man es aus Deutschland gewohnt sein mag, aber es war eine großartige Gelegenheit diese Facetten kennenzulernen.  

Im Büro meiner Einsatzstelle ECOWICE in Morogoro, einer touristisch eher unbekannten aber dennoch einwohnerreichen Stadt (500.000 Einwohner), 3h Autofahrt von der Küste entfernt, habe ich das Jahr mit meinen Kollegen verbracht. In dieser wirklich herzlichen Atmosphäre wurde ich durch das Jahr hinweg begleitet. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Tag im „Ofisi“, wo ich von all den Eindrücken völlig überwältigt war. Nach dem Jahr kann ich nun zahlreiche arbeitstechnische Aktivitäten vorweisen. Von Social-Media Arbeiten, Feldeinsätzen zur Kontrolle von unserem Communityprojekt (SET Project), dem Verarbeiten von Honig oder auch regelmäßige Besuche in der Schule des Dorfes Mkata. Oben bei sieht man meine Kollegin und mich, wie wir die Briefe von den Schülern ins Englische übersetzen, um diese im Anschluss an ihre Brieffreunde in den USA zu schicken. In einem anderen, nun ausgelaufenen Projekt, wurde versucht den Communities mit Alternativen zu illegaler Holzproduktion und neuen Zukunftsperspektiven die Jugend zu unterstützen. Hier habe ich besonders gemerkt, wie zentral die Sprache, also Swahili, im Umgang mit den Menschen ist. 

Daher hat sie eine große Rolle für mich gespielt und erleichtert das Integrieren in die Kultur immens. Es knüpft Kontakte und viele Menschen schenken einem ein Lächeln, wenn man sich zumindest bemüht. Diese Bemühungen werden nämlich sehr wertgeschätzt und mir wurde oft gesagt, ich könne die Sprache schon sehr gut, obwohl ich gerade mal „hallo“ gesagt habe. Ein „Shikamoo“ zu Älteren oder ein „Mambo vipi“ reichen aus, um ins Gespräch zu kommen. Ähnlich verhält es sich mit der Einstellung vieler Menschen hier, nämlich die Offenherzigkeit und Freundlichkeit. Es ist natürlich wichtig zu sagen, dass das keinesfalls auf jeden Menschen zutrifft. Ich persönlich war das jedenfalls aus Deutschland überhaupt nicht gewöhnt und ja, manchmal kann es auch sehr nerven, ständig begrüßt zu werden, aber oft habe ich mich auch sehr gefreut. Ich denke, es ist typabhängig, ob man es mag oder nicht. Ähnlich verhält es sich mit der Aufmerksamkeit, denn ich, als Weißer, falle schon sehr auf und wurde dementsprechend oft angeschaut und angesprochen, aber fast immer respektvoll und interessiert. Manche kommen damit gut klar, andere müssen sich erst daran gewöhnen, wie in meinem Fall. Natürlich gab es auch Momente, in denen ich das Gewohnte vermisst habe, auf meiner Arbeit wenig zu tun war oder man sich einfach einsam gefühlt hat, aber ich denke all das sind Herausforderungen, die zu diesem Jahr gehören und denen man sich bewusst werden muss. Doch der Lerneffekt und die persönliche Entwicklung treten nur dann auf, wenn man sich diesen stellt. Jeder bedient sich dabei eigener Bewältigungsstrategien und eine davon war für mich das Reisen. So kommt man aus seinem gewohnten Umfeld raus und es ist sicher, dass man viele neue Abenteuer erlebt. Während meiner Reisen im In- und Ausland Tansanias habe ich zwar schon viele Regionen Tansanias entdecken können, aber in einem Land was fast dreimal so groß wie Deutschland ist, ist es nahezu unmöglich alles besuchen zu können. Umso schöner war es, diese besonderen Momente mit meinen Freunden und anderen Freiwilligen teilen zu dürfen, ohne die dieses Jahr nicht möglich gewesen wäre.  

Ich habe in dem Jahr vieles gelernt und wenig gegeben. Ich habe meine Rolle und die damit einhergehende Verantwortung dem globalen Süden gegenüber besser verstanden. Es gilt große Probleme wie Rassismus und Neokolonialismus zu bekämpfen und dafür kann auch der weltwärts-FWD dienen: Um Stereotype und Klischees aufzudecken und die Vorurteile zu entkräften und um internationale Beziehungen aufzubauen. 

Tansania ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich würde vieles dafür geben, dieses Land nochmal besuchen zu dürfen. Asante sana! 

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