Breiter Fluss mit kleinen Inseln und kahlen Büschen, dahinter Berge unter einem bewölkten Himmel, in Albanien.

Ein Jahr im Umweltschutz in Albanien

Ein Erfahrungsbericht des Freiwilligen Mortiz über sein Freiwilliges Soziales Jahr bei ECOAlbania.

Adler, Strände, unberührte Natur: Falls man als Deutsche:r überhaupt ein Bild von Albanien hat, besteht es meistens aus einem dieser drei Stichwörter oder direkt der Kombination aus allen dreien. Ungefähr so ausgeprägt war auch mein Wissen über Albanien, als es hieß, dass ich für ein Jahr in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, leben werde, um bei EcoAlbania einen der letzten Wildlflüsse, die Vjosa, Europas zu schützen.

Die Vjosa fließt auf über 190km durch den kompletten Süden Albaniens. Dabei schafft sie nicht nur wunderschöne Fotomotive, sondern vor allem wichtige Lebensräume für verschiedenste bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Die Mitarbeiter:innen von EcoAlbania arbeiten auf verschiedenen Ebenen, um diese in Europa einzigartigen Ökosysteme zu erhalten: Sie koordinieren Forschung, organisieren Proteste, decken Missstände auf und schützen den Fluss konkret durch Aufforstung und Clean-ups. Größtenteils war ich im Bereich Kommunikation und Social Media engagiert. In der Kampagne „Species of the Vjosa“ konnte ich für Instagram, Facebook und die Website von EcoAlbania kleine Artikel und Posts im Englischen verfassen, die einige interessante Spezies vorstellen, die in der Vjosa ihre Heimat haben.


Ebenfalls habe ich im ersten Jahr des Projekts „ReforestVjosa“ mitgeholfen insgesamt über 3000 Setzlinge endemischer Arten entlang der Vjosa zu pflanzen. Die Kombination aus praktischer Arbeit und Büroalltag hat mir sehr gefallen und war recht flexibel planbar.


Auch habe ich dadurch zwei komplett verschiedene Seiten Albaniens kennenlernen dürfen. Auch wenn die albanische Kultur mit ihrer Herzlichkeit und Gastfreundschaft allgegenwärtig ist, betritt man mit der Fahrt von Tirana aufs Land eine andere Welt. Mit den hupenden Autos, den Märkten und den Cafes an jeder Ecke, ist die Hauptstadt Albaniens auf die positivste Art und Weise eine komplette Reizüberflutung. Aus der hessischen Kleinstadt kam ich mit meiner Ankunft in Albanien nicht nur mit einer neuen Kultur in Kontakt, sondern auch mit der Großstadt.


Nach ein paar Monaten Trubel in Tirana folgte die Zeit des Bäumepflanzens und des Landlebens. Tepelena liegt ca. 4 Stunden mit dem Bus südlich von Tirana. Auf einem kleinen Berg gelegen, kann man vom Marktplatz Tepelenas hervorragend die Mündung des Drinos in die Vjosa bewundern. Während der Fluss stromaufwärts von Tepelena noch durch schlecht zugängliche Canyons fließt, verläuft er in Richtung Meer in flacheren Gebieten; geprägt von Auwäldern und Kiesbänken.

Daher ein perfekter Ort, um direkt am Fluss ein Research Center zu errichten. Dort habe ich zwischen Dezember und April mehrere Wochen gelebt und die Ufer der Umgebung fleißig mit Bäumen bestückt. Nach der Arbeit direkt am Fluss, war noch Zeit in die „Stadt“ zu gehen und mit unseren Nachbarn oder anderen Bekannten Billard zu spielen.


Die Einwohner:innen Tepelenas und der umliegenden Dörfer waren dabei alle unfassbar freundlich und haben uns mit offenen Armen in der Dorfgemeinschaft aufgenommen. So zum Beispiel auch unser Nachbar Kastriot: Auf dem Weg zur Arbeit liefen wir jeden Morgen an ihm und seinen Schafen, Ziegen und seiner Kuh vorbei, die friedlich entlang der Vjosa grasten. Nach einigen Tagen und dem ein oder anderen netten Plausch, lud er uns abends auf seine Veranda ein mit ihm einen türkischen Kaffee zu trinken. Dazu gabs noch hausgemachten Byrek (gefüllte Blätterteigtaschen) und Geschichten über seine Familie.
Der Kaffee mit Kastriot steht exemplarisch für die vielen netten kleinen Interaktionen und Bekanntschaften dieser Art, die ich in Albanien hatte. Mein Freiwilligendienst hatte ups, aber auch einige downs (shoutout an die albanische Visumsbehörde) und trotzdem habe ich mich in Tirana, Tepelena und eigentlich überall in Albanien immer willkommen gefühlt. Durch Fehler und Herausforderungen lernt man: Ich habe im letzten Jahr so einiges gelernt und dennoch (oder gerade deswegen) wunderbare Erinnerungen behalten.

Sonnenuntergang über einem Fluss mit Bergsilhouette in Albanien. Boote am Ufer und orangefarbener Himmel.
ADRAlive!-Freiwilliger im T-Shirt und Shorts steht barfuß am steinigen Ufer eines Flusses, im Hintergrund Wälder und Berge.
Albanies Flusslandschaft in einem Tal, umgeben von hohen Bergen und kleinen Häusern im Vordergrund, Wolken hängen tief über den Gipfeln.

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